Online MUS per Videolink und Spieleplattform
Von Andre 'Daktari' Gutmann (Stand Dezember 2020)
Liebe Musistos,
die Corona-Pandemie hat leider auch dem fröhlichen MUS-Geplänkel in privater Runde oder am Kneipentisch ein vorläufiges Ende gesetzt. Allerdings existiert inzwischen eine relativ praxisfeste Möglichkeit, dem MUS-Spiel auch online frönen zu können, die in den letzten Monaten in der Freiburger MUS-Runde stetig verfeinert wurde. Es ersetzt keinesfalls „the real deal“ gemeinsam in Präsenz am selben Tisch, bietet aber doch einige „Features“, die das Ganze zumindest simulieren kann. Solange wir nicht in der Lage sind, wieder „normal“ zu spielen, soll diese Möglichkeit hier mal vorgestellt werden.
Benötigt wird:
- Eine Webcam+Mikrofon am Computer und ein Videotool (z. B. Zoom, JITSI oder so etwas), das idealerweise eine Video- oder zumindest eine Audioschaltung zwischen den beteiligten Spielern herstellt. Darin liegt im Grunde auch das einzige gravierendere Problem, das sich uns auch immer mal wieder gestellt hat, das sich aber letztlich nicht beheben lässt, nämlich die Qualität der Internetverbindung bei den jeweiligen Teilnehmern/Mitspielern. Allerdings ist es nicht zwingend notwendig, dass die Videoschalte funktioniert, solange eine halbwegs stabile Audioschaltung hergestellt werden kann.
- Die kostenlose, registrierungsfreie Spieleplattform www.playingcards.io [wer sich über die io-Endung wundert: British Indian Ocean Territory, ein politisch umstrittenes Gebiet, das aber u.a. günstig seine domain-Endung an vor allem Tech Start-Ups verkloppt]. Auf dieser genial einfachen Plattform lässt sich im Prinzip fast jedes beliebige Kartenspiel an einem virtuellen „Tisch“ (oder Room) „nachbauen“, wobei im Grunde nur die „mechanische Abwicklung“ zur Verfügung gestellt wird, etwa das Mischen und Ausgeben von Karten, Anzeige von Punkteständen und ähnliches. Es ist also keinerlei Regelwerk oder eigentlicher Spielmechanismus hinterlegt, der von der Plattform ausgeführt werden könnte.
Es werden dazu eine kleine Auswahl an klassischen Kartendecks angeboten, darunter auch ein spanisches Blatt, die sich aber alle modifizieren lassen, indem die Kartenbilder auf die Plattform hochgeladen werden können (es lassen sich Kartenrückseiten u.ä. anpassen). Da die Werte auf den spanischen Karten recht klein angezeigt und auf dem Bildschirm fast nicht mehr zu erkennen sind, habe ich von einem meiner „normalen“ Karten Scans hergestellt, diese Scans etwas modifiziert durch verkleinerte Bilder, dagegen größere, fettere Zahlen und diese hochgeladen, so dass jetzt ein recht gut erkennbares Blatt existiert. Dies ist unter anderem dann hilfreich, wenn einem Spieler nur ein Bildschirm zur Verfügung steht, auf dem in zwei Fenstern jeweils die Videoschaltung und die Spielplattform angezeigt werden.
Zum besseren Verständnis öffnet ihr einfach mal diese Seite bzw. diesen MUS-„Tisch“ unter: www.playingcards.io/bm3rtc [nach dem Laden auf ENTER klicken] (Achtung: bm3rtc muss klein geschrieben sein!). Ihr könnte ruhig damit herumspielen, es gibt eigentlich nichts, was sich nicht wieder herstellen ließe!
Der Tisch zeigt den Aufbau mit vier SpielerInnen und deren Kartenfelder, die auch mit einem Titel/Name versehen werden können, den Kartenstapel, einen Ablagestapel, diverse Punktezähler und einen roten Spielstein, mit dem Vorhand angezeigt wird (weil der Kartenstapel stationär verankert ist). Unten gibt es eine Zone, die nur für den jeweiligen Spieler sichtbar ist, dort werden die eigenen Karten hineingeschoben.
Die Bedienung ist relativ simpel – und kann gleichzeitig von jedem Spieler durchgeführt werden (also nicht rundenbasiert nacheinander): Die Karten können mit dem Cursor/Maus hin- und hergeschoben werden, sprich: man gehe mit dem Mauszeiger auf den Kartenstapel, klicke und ziehe eine Karte auf das Kartenfeld eines Spielers (Achtung: ein normales Klicken auf eine Karte dreht diese um! – so kann es tatsächlich zu Mus Visto kommen!).
Seit Neuestem gibt es aber auch einen „Deal“-Button (rechts neben dem Kartenstapel), mit dem das erste Austeilen von vier Karten in einem Schwung erledigt wird. Einfach mal draufklicken! Jetzt hat jeder Spieler vier Karten. Diese kann er nun einzeln in seine Zone schieben, aber es lässt sich auch ein ganzer Kartenstapel verschieben. Dazu gehe man mit dem Zeiger auf die kleine Zahlangabe in dem grauen Quadrat neben dem Stapel und ziehe diesen umher. So lässt sich der gesamte 4er-Stapel in die „persönliche Zone“ am unteren Rand ziehen. In der Zone werden sie aufgedeckt gezeigt (aber eben nur für den jeweiligen Spieler sichtbar).
Leider lässt die Plattform (derzeit noch) keinen automatisierten Austausch zwischen dem Handbereich und dem Tischfeld zu. Dazu wurde ein kleiner Umweg geschaffen, mit dem dies zumindest etwas schneller machbar ist. Links unten, über dem Handbereich befinden sich vier Kartenfelder, benannt A 1 / A 2 / B 1 / B 2, für jeden Spieler ein bestimmtes Feld. Ihr könnt diese Angaben belassen oder durch Eure jeweiligen Namen ersetzen, damit die Zuordnung immer klar ist. (Das linke Feld A 1 ist etwas erhöht angebracht, weil sich sonst bei Kartenstapeln auf beiden Feldern die grauen Quadrate mit der Anzahl der Karten im Stapel überlappen würden.). ACHTUNG: Um sich beim Ziehen der Karten auf engstem Raum nicht in die Quere zu kommen und aus Versehen eine „fremde“ Karte zu ziehen, empfiehlt es sich, den Cursor auf das untere Drittel der eigenen Karte zu setzen und dann zu ziehen. Um eine Karte auf den linken Stapel (A 1) zu ziehen, reicht es, die Karte horizontal nach links aus dem Handbereich zu ziehen, sie legen sich dann automatisch auf das Feld darüber.
Dann beginnt das Spiel mit der Mus-Ansage über Video-/Audio-Link. Gibt es eine Mus-Runde und es werden Karten getauscht, zieht jeder Spieler die Karten, die er tauschen will, aus seiner Zone mit der Maus/Curso zurück ins Spielfeld, und zwar auf das linke der vier Felder des Spielers. Bei mehreren Karten im Stapel zeigt die Zahl im grauen Quadrat daneben dann an, wieviele Karten getauscht werden sollen. Um die entsprechende Anzahl an neuen Karten zu erhalten, muss nun der „Deal“-Button im eigenen zweiten Feld (unter dem Namen) betätigt werden, pro Klick wird eine Karte auf das vierte Feld ganz rechts gelegt (falls man versehentlich einmal zu viel geklickt hat, kann die Karte manuell wieder auf den Hauptkartenstapel gezogen werden). Wenn alle Spieler ihre neuen Karten haben, wird der „Deal“-Button links neben dem Ablagestapel betätigt, der sämtliche abgelegten Karten „einzieht“. Danach gibt es die weitere MUS-Runde.
Die Automatisierung des Kartengebens über den Deal-Button sollte ein „Mus visto“ verhindern. Beim manuellen Austeilen passiert dies dagegen immer mal wieder, weil jemand aus versehen auf die Karte klickt, statt sie zu ziehen (oder die heimische Maus, Mousepad schon etwas „älter“ ist …). Wer also meint, das „Mus Visto“ zum Spiel dazu gehört, kann auch auf die Deal-Buttons verzichten und die Karten einzeln durch ziehen austeilen. Dies ist allerdings recht zeitaufwendig.
Beim Bieten (über Video-/Audiolink) können die angenommene Wetten bzw. deren Höhe mittels der Punktezähler in der Mitte des „Tischs“ notiert werden, ebenso oben der fortschreitende Punkte- und Satz-Stand.
Nach Beendigung der Bietrunde ziehen die Spieler ihre vier Karten einzeln – gleich wie beim Kartentausch nach „MUS“ – auf die ihnen zugeordneten Kartenfelder über dem Handbereich. Danach klickt jeder Spieler auf den Button „Karten anzeigen“ auf seinem dritten Feld und die Karten werden offen auf die vier Felder gelegt.
Danach gibt es die Auswertung und Aktualisierung des Punktestands. Dabei hat sich bewährt, die in der Mitte festgehaltenen Wetten auf Null zu stellen; ansonsten wird der Spielstand dort mit dem nächsten Austeilen der Karten auf Null gesetzt.
Um die Karten einzusammeln und neu zumischen gibt es den hilfreichen Button „Recall & Shuffle“ unter dem Kartenstapel, der genau das macht: Karten zusammenlegen und neu mischen (Bei einem Doppelklick geht ein Fenster auf und es wird gefragt, ob auch didie Karten in den Spielzonen eingezogen werden sollen). Dann wird der rote Spielstein gegen den Uhrzeigersinn weitergeschoben, um die neue Vorhand anzuzeigen, und weiter geht es.Bei sehr stabiler Videoschalte aller Mitspieler lässt sich im Prinzip sogar mit Zeichengebung spielen, was allerdings etwas schwierig ist, wenn alle Mitspieler halbwegs konzentriert in ihre Webcam bzw. auf den Bildschirm starren.
Die Plattform bietet an sich keine Chat-Funktion! In höchster Not – falls etwa die Videoschaltung komplett abbricht – kann man aber eine Funktion dazu „zweckentfremden“. Und zwar lässt sich von jedem Spieler im „Editionsmodus“ ein Textfeld einrichten (eigentlich für die Beschriftung von Spielfeldern etc. gedacht), und dort eine Nachricht hinterlassen werden.
Jeder Spieler kann in Echtzeit auf den „Editionsmodus“ zurückgreifen, während für die anderen Spieler der Spielmodus weiterläuft. Um in den „Editionsmodus“ zu kommen, einfach auf das stilisierte Handtaschen-Symbol am blaugrünen (linken oder unteren) Rand klicken, dann wird alles blau, die Schrift ändert sich (unvorteilhaft); dann auf das jeweilige Element, z. B. das eigene Kartenfeld oder den Punkteanzeiger, klicken, worauf sich ein Menu öffnet, dann oben den Text anpassen (z. B. auch Name der Spieler), außen ins Feld klicken und per Handtaschen-Symbol wieder in den Spielmodus rein.
Im Editionsmodus ist unten eine „Leiste“, die sich durch Klicken auf den kleinen grauen Balken nach oben schieben lässt. Hier lassen sich weitere Elemente hinzufügen. Über diesen „Baukasten“ lässt sich ein Tisch komplett neu gestalten.
Eine recht praktische Funktion bietet „Room Options“: dort lässt sich der komplette „Tisch“ inklusive Aufbau und Kartenbilder per „Export File“ in einer Datei abspeichern. Sollte ein Tisch mal gelöscht werden, weil er doch nicht regelmäßig genutzt wurde, oder es wird ein zweiter identischer „Tisch“ benötigt, dann kann man von der Hauptseite aus einen neuen Tisch generieren und über die Option „Import File“ den bekannten „Tisch“ hochladen.
Eine recht praktische Funktion bietet „Room Options“: dort lässt sich der komplette „Tisch“ inklusive Aufbau und Kartenbilder per „Export File“ in einer Datei abspeichern. Sollte ein Tisch mal gelöscht werden, weil er doch nicht regelmäßig genutzt wurde, oder es wird ein zweiter identischer „Tisch“ benötigt, dann kann man von der Hauptseite aus einen neuen Tisch generieren und über die Option „Import File“ den gespeicherten „Tisch“ hochladen.
Übrigens können auch weitere Personen dem Spiel zuschauen, einfach nur auf die Seite gehen, dann aber bitte die Finger von der Maus lassen und nicht in das Spiel eingreifen!
Ein erstellter Tisch wird – wenn er nicht regelmäßig genutzt wird – nach 14 Tagen gelöscht; diese „Nutzung“ wird aber durch einfaches Aufrufen der Seite durchgeführt.
Andre 'Daktari' Gutmann (ag),